Die Forschungsgruppe ›Staatsprojekt Europa‹ konstituierte sich 2009 mit einem Forschungsprojekt zur Europäisierung der Migrationspolitik. Die theoretischen Prämissen dieses Projektes gehen auf die materialistische Staatstheorie zurück. Aus diesem Projekt ging auch der Name der Forschungsgruppe hervor: Wir stellten die These auf, dass die Suche nach einem ›Staatsprojekt Europa‹ begonnen hat, und dass sich dies gerade im Feld der Migrationspolitik untersuchen lasse. Ein Staatsprojekt ist ein hegemoniales politisches Projekt, welches in den Staatsapparaten erarbeitet wird und darauf zielt, die Einheit der konkurrierenden und inkohärenten Staatsapparate zu einen (z.B. Nation und Wohlfahrtstaat im fordistischen Nationalstaat).
Dass es aus unserer Perspektive auf ein solches Staatsprojekt ankommt, um die in der Europaforschung breit diskutierte Frage nach dem staatlichen Charakter der Europäischen Union zu bestimmen, hängt mit einer weiteren Grundannahme des Projekts zusammen: Dass nämlich die Dichotomie: Mitgliedsstaaten/EU inzwischen die Realität nicht mehr angemessen erklären kann, dass sich vielmehr ein multiskalares Staatsapparate-Ensemble herausgebildet hat, welches sowohl aus nationalen wie supranationalen (und auch subnationalen) Apparaten besteht, die in vielfältiger Weise mit einander konkurrieren. Um aber gesellschaftliche Kohäsion gewährleisten zu können, sind Staaten im Kapitalismus auf ein diese Apparate einendes Staatsprojekt angewiesen.